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NEW 4.0 – Wir ziehen Bilanz

Wir, die Stadtwerke Norderstedt, haben unser Projekt zur Einführung dynamischer Stromtarife für Haushaltskunden auf Basis eines Home Energy Management Systems zur Steuerung schaltbarer Steckdosen abgeschlossen und ziehen an dieser Stelle Bilanz.

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New 4.0 – Wir ziehen Bilanz

Wir, die Stadtwerke Norderstedt, haben unser Projekt zur Einführung dynamischer Stromtarife für Haushaltskunden auf Basis eines Home Energy Management Systems zur Steuerung schaltbarer Steckdosen abgeschlossen und ziehen an dieser Stelle Bilanz.

Strom aus Wind ist in Schleswig-Holstein zu Genüge vorhanden und mit günstigen, dynamischen Tarifen und flexibel schaltbaren Steckdosen möchten wir erreichen, dass die Windräder bei Überkapazitäten nicht abgeschaltet werden, sondern die Haushalte diesen Strom verbrauchen und dabei gleichzeitig Geld sparen.

Mehr als 1.000 Kunden mit über 5.500 flexibel schaltbaren Steckdosen nutzten während der Projektlaufzeit von NEW 4.0 das System und profitierten von günstigeren Strompreisen in Zeiten von hoher Einspeisung erneuerbarer Energien.

Das Ziel des Projekts war es, Ergebnisse darüber zu erhalten, ob es technisch möglich ist, dynamische Stromtarife einzuführen und so eine WIN-WIN Situation für Kunde und Energieversorger zu schaffen. Die Ergebnisse zeigen, dass pro Testhaushalt im Durchschnitt monatlich 21,2 kWh (12 kWh nach Abzug der Grundlast) durch die Stadtwerke Norderstedt flexibilisiert werden konnten. Hierdurch könnte ein Kunde jährlich bis zu 64 € (36€ nach Abzug der Grundlast) einsparen.

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Ein besonderes Potential für die schaltbaren Steckdosen wurde für die sogenannten „weißen Waren“ (Spülmaschine, Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank) festgestellt. Aber auch (Kleinst-) Speicheranwendungen wie Mobiltelefone oder Laptops konnten Potentiale aufweisen. Die Lasten dieser beiden Kategorien zeichneten sich unter anderem durch relativ hohe Anwendungsintervalle und eine gewisse Lastenverlagerungsflexibilität auf Seiten des Kunden aus.

Durch begleitets Monitoring konnten die Lastgangzeitreihen über den gesamten Stromverbrauch des einzelnen Haushalts und die Stromverbrauchswerte der einzelnen schaltbaren Steckdosen ermittelt werden. Damit konnte seit Beginn des Projekts der Stromverbrauch an einzelnen Geräten gemessen und hieraus die Lastverlagerung abgeleitet werden.

Die Visualisierung der Verbräuche…

…erfolgte über ein Onlineportal zum Einsehen der kurzzyklischen Stromverbräuche (15 Minuten-Taktung) wie auch über eine Smart Meter Cockpit App (60 Minuten-Taktung wg. des Hochformates der Handys), die den Kunden detaillierte Einblicke in die aktuell gültigen Tarifzustände und im Vergleich den gesamten Smartmeterlastgang darstellte. Weiter gab die App einen Überblick über getätigte Tarifierungen und die Verbräuche der Steckdosen sowie die Möglichkeit für Tarifänderungen pro Steckdose. Beide Lösungen haben wir gemeinsam mit der MeterPan GmbH und der IVU Softwareentwicklung GmbH entwickelt.

In Bezug auf die Tarife wurde deutlich, dass eine Schaltdauer von mindestens einer Stunde Probleme bei der Schaltunterbrechung zur Folge hatte, weshalb ein neuer Tarif mit einer Mindestschaltdauer von drei Stunden von den Kunden bevorzug wurde. Das Monitoring und die Gebrauchsgewohnheiten zeigten, dass eine garantierte Schaltdauer pro Tag für bestimmte Geräte bevorzugt würde und der Zeitpunkt der Schaltung bekannt sein sollte. Im Allgemeinen wurde zudem deutlich, dass ein Anstieg des Verbrauchverhaltens ausblieb. Die Kunden zeigten sich bereit, ihr Verbrauchsverhalten anzupassen, wenn ein entsprechender Reiz dem gegenübersteht.

Weiter lässt sich schließen, dass 60-70% der Kunden das Projekt als generell positiv einstufen und eine hohe Kundenbindung vorhanden ist.

Zudem würden 80% der Personen die Steckdosen über die Dauer des Projekts hinaus verwenden. Auch die Umsetzbarkeit wurde als gut bewertet und die genutzte Technik als generell verständlich eingestuft. auch die App wurde sehr positiv bewertet. Ferner ist in Bezug auf die Modellierung des Projekts zu beachten, dass je mehr Personen dem Anreiz der schaltbaren Steckdosen folgen, desto mehr Strombedarf würde in die Zeiten des hohen Angebotes an erneuerbarem Strom bzw. niedriger Strompreise verlagert. Dies hätte zur Folge, dass zu diesen Zeiten der Bedarf und damit auch der Preis steigt. Es ist folglich anzunehmen, dass sich der Mechanismus zu einem gewissen Grad selbst limitiert.

Von Thorsten Meyer

Der Kommunikationselektroniker und Diplom-Ingenieur der Medienbetriebstechnik leitet das Energiewendeprojekt SINTEG I NEW 4.0 bei den Stadtwerken Norderstedt im Bereich Vertrieb Netze seit Februar 2018.